Archiv des Autors: kornecke

– Tatortkritik: Ein todsicherer Plan

Ja, eigentlich keine Tatort- sonder eine Polizeirufkritik. Aber so ganz klar ist mir der Unterschied eh nicht – und den meisten wahrscheinlich auch egal.

Warum lässt man einen Hauptkommissar anschießen und eine halbe Folge im Krankenhaus liegen? Kann man machen um den Charakter aus der Serie ausscheiden zu lassen, aber sonst?
Auch sonst hatte der Fall, im Grunde ein klassisches Tatort-Szenario, dramaturgisch einige Ungereimtheiten. Und vor allem: Es war keine Spur spannend. Dass einer aus dem unglücklichen Trio Mutter, Vater, Anwalt mit der Entführung zu tun haben könnte, lag in der Luft. Und am Ende ein dramatisches Zusammentreffen des Täters mit dem Strippenzieher: Wo bloß, haben wir das schon mal gesehen? Und hieß Lissi zuletzt nicht Amelie und war statt Millionärstochter obdachlose Herumtreiberin?

Naja, für die konkreten Wiederholungen kann man diesem Polizeiruf kaum die Schuld geben, sie zeugen aber dennoch von einem einfallslosen Drehbuch. Einzig Frau Gerschke als Oberkommissarin Lindner war ein Lichtblick im doppelten Sinne – und verhilft dieser eher drögen Veranstaltung zu doch noch zwei Punkten.

Nachtrag: Der freitag hat diese Woche (auch) eine sehr schöne Kritik.

– Tatortkritik: Jagdzeit

Die Münchner kriegen fast immer gute oder gar sehr gute Drehbücher. Warum auch immer; von den Kommissaren an sich würde man ja meinen, sie sind eher so Tatort-Mittelklasse.

Erstaunlich, in Jagdfieber ging es nicht um das gesellschaftlich umstrittene Thema Jagd – da hätte ich doch einen halben Kasten Weißbier drauf verwettet. Statt dessen ging es im zwei Frauen – bzw. um eine Frau und ein Kind, das im Grunde aber schon nicht mehr Kind war.
Anderswo liest man, dass das Sozialdrama übertrieben und die Darstellung der Verhältnisse eindimensional gewesen sei. Das mag im Grunde stimmen, aber für die Hauptfigur – die 13-jährige ‚Nessi‘ – macht das keinen wesentlichen Unterschied. Das Mädchen geht mit ihrem Leben einfach um und entwickelt dabei eine Intelligenz/ Routine/ Abgeklärtheit, dass man einerseits erschrocken, andererseits aber auch froh ist: Darüber, dass es kein Drama sondern Alltag ist.

Schön gemacht auch die nur lose Verknüpfung des eigentlichen Krimis mit dem restlichen Plot. Hier steht die Frau des Toten (ist es dann schon eine Ex-Frau?) im Mittelpunkt. Wenn so der subversive(?) Vergleich gezogen wird zwischen dem Umfeld des 13-jährigen Mädchen und dem der „Barock-Barbarella mit altoettinger Zungenschlag“ (rp-online), fragt man sich doch zu Recht, wo denn nun tatsächlich soziale Missstände herrschen. Vier Punkte.

– Tatortkritik: Edel sei der Mensch und gesund

Ritter & Stark – man nennt sie auch die Schoko-Cops, zumindest dem Namen nach – ermitteln gegen das Gesundheitssystem. Muss doch nicht sein, oder?

Manchmal greift der Tatort (vermeintlich) gesellschaftlich relevante Themen auf; bzw. die Autoren werden dazu… ähhmm… ermutigt? Diesmal das ganz neue Thema Gesundheitssystem und Medikamentenkosten. Sponsored by your Pharmaindustrie.
Ernsthaft: Die Moral von der Geschichte war doch letztendlich, dass alle glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende wären, wenn die Ärzte immer nur die teuersten (und daher natürlich auch besten) Medikamente verschreiben dürften und die Krankenkassen diese auch bezahlen würden. Weil die Krankenkassen aber mitleidlose, kühl rechnende Bürokratiemonster sind (Gemerkt? Wenn man mit der unterkühlten Kassenverwaltungsfrau sprechen will, muss man neben ihr im aspetischen Glasturm vier Treppen steigen…), müssen alte Menschen, Kinder und überhaupt alle Kassenpatienten unmenschliche Schmerzen erleiden und regelmäßig stirbt jemand daran. Und der (edle) Ritter muss sich am Ende doch sehr echauffieren über dieses erbarmungslose System.

Besonders ärgerlich ist das Ganze weil das Drehbuch und die Darsteller sonst ganz glaubwürdig waren. Der alte Arzt war – zumindest eine Zeit lang – nicht nur der heroische Überdoktor, die Ehekrise war tatsächlich eine und die Ärzte der zweiten Generation waren auch irgendwie gar nicht böse. Wenn man sich also nicht die ganze Zeit wegen der kruden Pharma-Propaganda geärgert hätte, wären es wohl deutlich mehr als zwei Punkte geworden.

– Tatortkritik: Im Netz der Lügen

Anfangs naja, dann ohh, am Ende ach doch.

Der hat ein bisschen gebraucht um sich zu entwickeln. Erstmal die unsympathische Richterin. Dann doch ein Mord statt Notwehr? Und dann nach drei Ecken doch etwas komplizierter. Als Krimi solide, streckenweise wirklich spannend; ein Kippbild zwischen Täter und Opfer. Eine Frage, die auch am Ende nicht komplett aufgelöst ist.
Unnötig die Affäre mit dem Journalisten; es hätte nicht geschadet wenn die Ermittler diesmal einfach ’nur‘ ermittelt hätten. Frau Blum, respektive Frau Mattes, macht da durchaus einen guten Job. Und am Ende eine besonderer Kniff, auch schön gespielt: Das Geständnis des Täters.

Summe Summarum drei bis vier Sterne.

– Tatortkritik: Mord in der ersten Liga

Vorbemerkung: Da Herr Stralau nicht mehr will und ich sonst auf die Schnelle keine wöchentliche Tatortkritik gefunden habe, machen wir das hier einfach selber. Mal gucken, wie es klappt.

Zum Thema: Wo ist Martin? Schon im letzten Hannoveraner Tatort hat sich der junge Mann knapp gemacht, kommt er gar nicht wieder? Wäre schade drum. Statt dessen zwei Neue: Der ‚wertkonservative‘ Kommissar (naja) und ein schöner Reporter, der sich dann aber doch nicht traut (najanaja).
Der Plot: Großes Drama um einen schwulen Fussballer, der aber gar nichts mit dem Mord zu tun hat, und ein eifersüchtiger Manager, der dann doch mit dem Mord zu tun hat. Und ein paar Hooligans; alles Banker, Anwälte und eben Reporter.

Aber ach, so schlecht war das alles gar nicht. Frau Furtwängler gibt sich richtig Mühe und lächelt sehr charmant. Da kann man schon mal drei Punkte vergeben (auch wenn dafffy das ganz anders sieht).