Archiv der Kategorie: nichtlustig

– Sprecht Sprüche

Neulich gehört: „Die Arbeit, die sich nicht von allein erledigt, sollte man nicht machen.“ – Klingt erstmal lustig, macht dann aber auch überraschend viel Sinn.

In diesem Zusammenhang darf ich erwähnen, dass ich Anhänger der Idee des Grundeinkommens bin. Die brand eins titelte ganz treffend: „Nie wieder Vollbeschäftigung – Wir haben Besseres zu tun!“

Aus dieser Publikation sind auch dieser (als pdf) und jener (als pdf) Artikel ans Herz zu legen.

– Propaganda

Wozu geisteswissenschaftliche Mail-Verteiler gut sind? Für antikapitalistische Propaganda. So heute geschehen.
Ich bin zwar kein besonderer Freund von Propaganda und bin mir auch nicht sicher, ob diese womöglich einen wahren Kern enthält es ist sicher, dass die Geschichte keinen wahren Kern enthält (siehe auch hier) – aber es ist sehr liebevoll geschrieben, und so darf ich präsentieren die…

Kleine Geschichte über Herrn Müller

Das hier, das ist der Herr Müller. Der Herr Müller kommt aus Aretsried, das liegt in Bayern, also ganz im Süden. Der Herr Müller ist ein Unternehmer und das, was in den Fabriken von Herrn Müller hergestellt wird, habt ihr sicher alle schon mal gesehen, wenn ihr im Supermarkt wart. Der Herr Müller stellt nämlich lauter Sachen her, die aus Milch gemacht werden. Naja, eigentlich stellen die Kühe die Milch her, aber der Herr Müller verpackt sie schön und sorgt dafür, daß sie in den Supermarkt kommen, wo ihr sie dann kaufen könnt. Die Sachen, die der Herr Müller herstellt sind so gut, daß sogar der Herr Bohlen dafür Werbung gemacht hat.

Weil der Herr Müller ein Unternehmer ist, hat er sich gedacht, er unternimmt mal was und baut eine neue Fabrik. Und zwar baut er sie in Sachsen, das ist ganz im Osten. Eigentlich braucht niemand eine neue Milchfabrik, weil es schon viel zu viele davon gibt, und diese viel zu viele Milchprodukte produzieren, aber der Herr Müller hat sie trotzdem gebaut. Und weil die Leute in Sachsen ganz arm sind und keine Arbeitsplätze haben, unterstützt der Staat den Bau neuer Fabriken mit Geld. Arbeitsplätze hat man nämlich im Gegensatz zu Milchprodukten nie genug.

Also hat der Herr Müller einen Antrag ausgefüllt, ihn zur Post gebracht und abgeschickt. Ein paar Tage später haben ihm dann das Land Sachsen und die Herren von der Europäischen Union in Brüssel einen Scheck über 70 Millionen Euro geschickt. 70 Millionen, das ist eine Zahl mit sieben Nullen, also ganz viel Geld. Viel mehr, als in euer Sparschwein passt. Der Herr Müller hat also seine neue Fabrik gebaut und 158 Leute eingestellt. Hurra, Herr Müller.

Nachdem die neue Fabrik von Herrn Müller nun ganz viele Milchprodukte hergestellt hat, hat er gemerkt, daß er sie gar nicht verkaufen kann, denn es gibt ja viel zu viele Fabriken und Milchprodukte. Naja, eigentlich hat er das schon vorher gewußt, auch die Herren vom Land Sachsen und der Europäischen Union haben das gewußt, es ist nämlich kein Geheimnis. Das Geld haben sie ihm trotzdem gegeben. Ist ja nicht ihr Geld, sondern eures. Klingt komisch, ist aber so.

Also was hat er gemacht, der Herr Müller? In Niedersachsen, das ist ziemlich weit im Norden, hat der Herr Müller auch eine Fabrik. Die steht da schon seit 85 Jahren und irgendwann hatte der Herr Müller sie gekauft. Weil er jetzt die schöne neue Fabrik in Sachsen hatte, hat der Herr Müller die alte Fabrik in Niedersachsen nicht mehr gebraucht, er hat sie geschlossen und 175 Menschen haben ihre Arbeit verloren. Wenn ihr in der Schule gut aufgepasst habt, dann habt ihr sicher schon gemerkt, daß der Herr Müller 17 Arbeitsplätze weniger geschaffen hat, als er abgebaut hat. Dafür hat er 70 Millionen Euro bekommen. Wenn ihr jetzt die 70 Millionen durch 17 teilt, dafür könnt ihr ruhig einen Taschenrechner nehmen, dann wißt ihr, daß der Herr Müller für jeden vernichteten Arbeitsplatz über 4 Millionen Euro bekommen hat.

Da lacht er, der Herr Müller. Natürlich nur, wenn niemand hinsieht. Ansonsten guckt er ganz traurig und erzählt jedem, wie schlecht es ihm geht. Aber der Herr Müller sitzt nicht nur rum, sondern er sorgt auch dafür, daß es ihm besser geht. Er ist nämlich sparsam, der Herr Müller.

Sicher kennt ihr die Becher, in denen früher die Milch von Herrn Müller verkauft wurden. Die schmeckt gut und es passten 500 ml rein, das ist ein halber Liter. Seit einiger Zeit verkauft der Herr Müller seine Milch aber in lustigen Flaschen, nicht mehr in Bechern. Die sind praktisch, weil man sie wieder verschließen kann und sehen hübsch aus. Allerdings sind nur noch 400 ml drin, sie kosten aber dasselbe. Da spart er was, der Herr Müller. Und sparen ist eine Tugend, das wissen wir alle.

Wenn ihr jetzt fragt, warum solche ekelhaften Schmarotzer wie der Herr Müller nicht einfach an den nächsten Baum gehängt werden, dann muß ich euch sagen, daß man so etwas einfach nicht tut. Wenn ihr aber das nächste mal im Supermarkt seid, dann laßt doch einfach die Sachen vom Herrn Müller im Regal stehen und kauft die Sachen, die daneben stehen. Die schmecken genauso gut, sind meistens billiger […hier endet die Mail. Schade eigentlich.]

Der Text ist bei mir als Forward eines Forward eines Forward eines… naja, jedenfalls am Ende über eine Mailinglist angekommen. Wenn jemand weiß, wer originaler Urheber ist und ob der mit der hiesigen Veröffentlichung einverstanden ist oder nicht, möge er bitte Bescheid geben.

– Job-Enter, Woche zwei

Wie angekündigt wieder in der Uni gewesen. Und ich nehme das mit dem Call-Center-Agent zurück.

Tatsächlich ist diese ‚Job-Enter‘ – Veranstaltung ganz spannend, um einfach mal zu schauen, was es alles für Jobs gibt. Im Zwielicht der Wissensgesellschaft tummeln sich zwischen Maurern, Programmierern, Professoren, Ärzten und Fernsehmoderatoren eine Reihe von Personen, die Jobs machen, für die es weniger konkrete Ausbildungen gibt und wo tatsächlich eine Reihe von Geistes- und Sozialwissenschaftlern beschäftigt sind.

In der Markt- und Meinungsforschung sind das z.B. Leute, die nicht unbedingt am Telefon hängen sondern die Umfragen entwickeln und auswerten, den ganzen Laden organisieren, sich ganz abstruse Befragungs- oder Beobachtungsmethoden ausdenken oder aber das ganze von Seiten der Auftraggeber angehen: Wie kriegen wir raus, was die Leute wollen? Wie finden die Leute uns? Und haben die unsere letzte Kampagne überhaupt bemerkt?

Wobei diejenigen sich schon in erster Reihe aus Soziologen rekrutieren. Aber nächste Woche, die Persönlichen Referenten? Was müssen die studiert haben, welche Qualifikationen sollten die mitbringen?

Werde das mal erkunden. Habe schon länger den Eindruck, dass ich genau so einen sehr gut brauchen könnte…

– „Und was willst Du später damit machen?“

Gestern in der Uni gewesen, bei Job Enter – Berufswege für die Geistes- und Sozialwissenschaftler.

Das klingt ein bißchen wie Resozialiserung für ganz aussichtslose Fälle oder Dostojewski für Analphabeten. Ist es irgendwie auch. Jede Woche kommen arbeitende Menschen, die Jobs haben, in denen man sich prinzipiell Geisteswissenschaftler vorstellen könnte. Gestern waren es Journalisten. Meine beiden Lieblingssätzen waren:

Es ist völlig egal was Sie studiert haben.

und

In’s Ausland gehen ist natürlich auch eine Alternative.

Ansonsten waren auffällig viele Studenten anzutreffen. Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit Veranstaltungen, für die man 1. nichts angerechnet bekommt und die 2. bis 20.oo Uhr dauern, hatte ich schon befürchtet, dass man sich mit Vornamen anspricht und die Organisatorin sich umständlich bei den Referenten entschuldigt, dass es so leer ist.
Genaugenommen kann ich mich kaum an eine Veranstaltung während meines Studiums erinnern – ausgenommen vielleicht die Pflicht-Vorlesungen in den ersten Semestern – die so gut besucht war.

Nächste Woche gibt es Markt- und Meinungsforschung. Berufswunsch: Call-Center-Agent. Yeah.

– Akte Arcor: Erster Fall

Ich habe Post bekommen. Von Arcor:

„Sehr geehrter Herr kornecke,
viele Dank für Ihre E-Mail vom 06.11.2005. Sie haben Fragen zu unseren Basispreisen.“

Stimmt.

„Wir teilen Ihnen mit, dass die DSL flat zu 4.95 Euro brutto monatlich nur im Zusammenhang mit der Bandbreite 2000 zu 15,00 Euro brutto monatlich erhältlich ist.“

Stimmt auch; immerhin war diese Tatsache der halbe Grund für meine Anfrage. Der andere halbe Grund:

„Bisher zahlen Sie für die Bandbreite 1000 10,00 Euro brutto monatlich und für die DSL flat 9,95 Euro brutto monatlich.“

Ach ja? Dann zahle ich also summa summarum genauso viel für die halbe Geschindigkeit?

„Somit erhalten Sie für den moantlichen DSL-Basispreis von 19,95 Euro brutto die doppelte Geschwindigkeit.“

Und jetzt die Überraschung: All das war mit bereits klar. Eben deswegen hatte ich ja angefragt. Genaugenommen wollte ich wissen, ob ich nicht einfach einen schnelleren Zugang für dasselbe Geld haben könnte – und wie.
In der Online-„Kundenbetreuung“ machte es den Eindruck dass ich meinen aktuellen Tarif für preiswerte 15,00 Euro pro Monat zusätzlich von einem 1000’er auf einen 2000’er Anschluß wechseln könnte. Daher meine Verwirrung, daher meine Nachfrage.

„Bei weiteren Fragen oder Anregungen stehen wir Ihnen gern unter unserer kostenpflichtigen Service-Rufnummer 0181 070010 zur Verfügugng.“

Aha.

* Das Tal der Ahnungslosen

Dresden, das ist da, wo ich gerade wohne. Auch bekannt als Elbflorenz, manchmal Elbvenedig. Landeshauptstadt von Sachsen, je nach Betrachtung mal 15. Stadt Deutschlands (Einw.), mal 4. (Fläche).
Man möchte meinen, daß man sie Großstadt nennen darf (zumindest statistisch hat sie das 1852 (100k Einw.) als vierte dt. Stadt geschafft).

Doch sie ist und bleibt das Tal der Ahnungslosen!

Dresden - Frauenkirche
(C) 2004 kornecke

Nämlich: Seit 5 Monaten versuche ich nun einen DSL-Anschluß bei verschiedenen Anbietern zu bekommen und alle meinen einfach: „geht nicht“. (gut, daß bei allen vermutlich die Telekom schuld ist, verrat ich Dresden nicht)
Jedenfalls bereise ich noch immer mit einem 56k-Modem das Netz, komm‘ mir vor wie der letzte Depp und kann nur weiterhin auf die arroganten Blödköppe fluchen, die mit ihren Seiten so tun, als hätten sie schon in Breitbandwindeln gepupt.

Dann hoffe ich mal, daß die Welt sich nochmal ändert und vor allem das Loch hier, denn wahrscheinlich hätte man hier nichtmal für SkyDSL Empfang. (mal abgesehen davon, daß es ziemlich teuer ist)

– Innere Sicherheit (II)

Von wegen zuhause-Blog und so: Vor 4 Tagen, sprich in der Nacht von Samstag zu Sonntag kam es in dieser merkwürdigen um-die-Ecke-Disko (sie nennen sie „Jeton“) in der Frankfurter Allee zu Ereignissen, die einen schon etwas stutzig machen. Polizei stürmt den Laden um halb zwei in der Nacht mit SEK-Kräften, alle auf den Boden, gefesselt und erstmal eingebuchtet (also die Gäste). Von Seiten der Einsatzkräfte heisst es hinterher, dort hätten sich besonders gefähliche Hooligans aufgehalten, die am nächsten Tag bei einem Regionalliga-Fussballspiel Randale machen wollten. Aber irgendwie stellt sich langsam raus, dass es zumindest nicht nur gewaltbereite Klatzköpfe waren, und dass wohl doch nicht alle Besucher der Diskothek mit Tischen und Flaschen auf die Polizisten losgegangen sind.

Das Ganze lässt sich in Gänze in den lokalen Medien mit- und zurückverfolgen. An dieser Stelle lediglich zwei besonders interssante Links:

Ein Augenzeugenbericht und eine kurze Anmerkungen zum rechtlichen Hintergrund

Die Gerüchte, dass die Polizei den Abend mehr oder weniger als Übung für die Fussball-WM angesehen hat, scheinen nicht ganz jeder Grundlage zu entbehren. Und gerade das macht die Sache noch ein wenig bedenklicher…

Und falls sich wer gewundert hat: „Innere Sicherheit (I)“ wäre dies hier.

– Stoiber-Land

Aha, wenn die CDU bei der Bundestagswahl im September nicht die absolute Mehrheit bekommt, ist Stoiber sauer. Das wird nicht akzeptiert, da werden Maßnahmen ergriffen.

Was Stoiber dann macht? Ganz einfach: Bayern macht sich unabhängig. Und Stoiber hält eigene Wahlen ab. Die Bayern dürfen sich dann entscheiden, wen sie lieber als absoluten Herrscher hätten: Kaiser Franz oder König Edmund.

nonono

Wahlberechtigt sind alle. Ausgenommen Frauen (versteht sich von selbst), Sklaven (besonders die, die zum Arbeiten aus dem Osten oder gar von noch weiter weg gekommen sind), Fremde (also ein paar Generationen bayrisch müssen es dann schon sein) und solche, die entweder Hochdeutsch können oder aber nach vier Maß Weizen nicht mehr Auto fahren können wollen.

Jetzt frage ich frustrierter Ossi mich aber, ob ich das als Drohung oder als Versprechen verstehen soll…

(In diesem Sinne: Eine Wahlempfehlung. Etwas Wahlwerbung.)

– flickr-Entdeckung

flickr ist eine Art digitales, öffentliches Photoalbum. Jeder kann sich anmelden, seine Fotos einstellen, taggen (mit einem oder meherern ‚tags’/ Stichworten versehen), zu Alben zusammenstellen etc. Wenn man ein wenig Zeit hat, ist es eine schöne Sache, da einfach mal herumzuklicken und sich Bilder anzusehen – zwischen schön, witzig, merkwürdig und erstaunlich findet sich alles.

Ganz besonders spannend ist die Idee eines flickr-Nutzers: Der hat 50 Bilder von 50 verschiedenen (anderen) Nutzern, die alle mit dem gleichen tag versehen sind, übereinandergelegt (oder sowas..) und daraus ein neues Bild erstellt. Das ganze mit verschiedenen Tags, macht eine Sammlung von bemerkenswerten Bildern. Passender Name für die Serie: 50 people see…

Eines der Bilder: 50 people see an eye

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