Archiv des Autors: kornecke

– filmdienst feature (4/ 2006)

Best of aktueller filmdienst, mal wieder.

syrianaSyriana, Bundesstart am 23. Februar, wir geradezu euphorisch gelobt. Sefan Volk meint:

Syriana ist kein eingängiger Film und keiner, der einen gleich wieder loslässt. Er gehört zu denjenigen Politthrillern, die man zum besseren Verständnis mehr als nur einmal sehen sollte, und bei denen sich das, dank großartiger Schauspieler, einer herausragenden Regie und eines hintersinnig verschachtelten Drehbuches, auch lohnt. Ein mutiger, ambitionierter Film. Ein großer Wurf!“

Wenig überraschend kommt auch der Oscar-Favorit Brokeback Mountain (ab 09. März) sehr gut weg.

„Zutiefst anrührender Film, dessen Darsteller ihre Figuren mit glaubhaftem Leben erfüllen und ihnen doch ihr Geheimnis belassen. In den Hoffnungen, Sehnsüchten und Lebenslügen des Paares vermittelt der meisterhaft inszenierte, episch breite Film die Einsamkeit und Ängste seiner beiden Protagonisten.“

Aeon Flux Schade ist es um Aeon Flux (ab 16. Februar). Hätte eine sehr unterhaltsame Angelegenheit werden können. Ist es aber nicht – meint zumindest Rüdiger Suchsland:

„So naiv und eindimensional, gar streckenweise albern, wie sich das anhört, ist es auch. (…) „Aeon Flux“ ist kein völlig schlechter Film, aber ein völlig uninteressanter.“

Sehr erfreulich klingt aber, was Dominik Graf mit dem Roten Kakadu (bereits im Kino) abgeliefert hat; erfreulich, dass man auch solche Filme über „den Osten“ machen kann. Horst Peter Koll:

„Das alles funktioniert trefflich als kurzweiliges historisches Ausstattungskino, das sich nahtlos in die derzeitige Welle vergleichbarer Kino- und Fernsehsujets zwischen „Good Bye, Lenin!“ und „Der Tunnel“ eingliedert. (…) „Der Rote Kakadu“ ist alles andere als sprödes Autorenkino, das Graf noch mit seinem letzten Kinofilm „Der Felsen“ bediente; es ist routiniertes Unterhaltungskino – freilich mit aller Aufmerksamkeit, Sensibilität und Professionalität, die dieses Genre mit Glaubwürdigkeit und Leben erfüllt.“

– Über deutsches Kino

Dominik Graf hat die Lage im Interview mit dem Tagesspiegel treffend auf den Punkt gebracht:

„Es ist nicht gut, wenn das Kino für die großen und das Fernsehen für die kleinen Gefühle zuständig sein soll. Auch das Kino braucht die C-Pictures, schnelle, unaufwändig gedrehte Genre-Geschichten. Egal, was die Hohepriester der Kinematographie gegen das Fernsehen sagen: die zwei besten deutschen Filme der letzten fünf Jahre waren für mich ein „Tatort“ aus München und ein „Sperling“ aus Berlin. Nur da habe ich als Zuschauer Figuren, Momente, Dialoge gefunden, die ich geliebt habe. Im deutschen Kino finde ich viel streberhaftes Bemühen nach dem Besonderen. Entweder zu viel oder zu wenig Kunst. Nichts, was ich so lieben kann. Filme, die daherkommen wie Aufsätze von Einserschülern, die das Feuilleton aufmerksam studiert haben.“

– Von elektrischen Schafen träumen

electric sheep Do Androids dream of electric sheep? fragt Philip K. Dick in seinem Science-Fiction-Roman.
Für Androiden lässt sich die Frage nicht wirklich beantworten – für Computer unter Umständen aber schon.

Der Bildschirmschoner Electric Sheep lässt den Rechner von kurzen, animierten Schafen träumen. Spannend – fast möchte man sagen romantisch – ist das Prinzip dadurch, dass es immer neue ‚Schafe‘ gibt. Der Rechner lädt immer wieder neue Animationen aus dem Internet herunter, es entstehen (im Netz) pro Stunde im Schnitt 15 neue. Als Nutzer kann man die Schafe bewerten – was dazu führt, dass man sie öfter zu sehen bekommt und dass die weniger beliebten Schafe nach einer Weile aussterben.

Um es anders auszudrücken: Die Schafe wandern online von Comuter zu Computer; ständig entstehen Neue und Alte sterben. Vernetzte Computer träumen vernetzte Träume.

Ganz unromantisch: Der (open source) Bildschirmschoner lässt sich für diverse Betriebssysteme herunterladen. Das (automatische) Herunterladen neuer Schafe dauert eine Weile – eine Flatrate ist ratsam. Auf der Festplatte wünscht sich das Programm einen Gigabyte Traumspeicher.

– Probleme oder Wartungsarbeiten?

In letzter Zeit gab es immer wieder Probleme mit der Erreichbarkeit von kornecke.de und/ oder mit dem SQL-Server, der den Blog und das Forum bedient.

Es gibt Grund zur Hoffnung, dass sich das in naher Zukunft bessert. Im Idealfall sind die aktuellen ‚Störungen‘ auch keine solche sondern Arbeiten am Server, die die Ausfälle in Zukunft mindern, wenn nicht gar komplett beseitigen werden.

Wenn sich die Situation bis Ende des Monats allerdings nicht wesentlich bessert, wird es wohl Veränderungen von meiner Seite geben.

– Im Kino: München

muenchenIm Kino gewesen. Der erste Höhepunkt des Kino-Jahres.

Steven Spielbergs München, der Israels Rachefeldzug gegen die Hintermänner des Attentats währen der Olympischen Spiele 1972 thematisert, wird und wurde kontrovers diskutiert. Sogar von der israelischen Regierung sind kritische Töne zu hören: Spielberg eigne sich zu sehr den Standpunkt der palästinensischen Attentäter an, er blende die Verbrechen und den Terror der arabischen Täter aus. Ein anderes Ziel der Kritik ist Spielbergs Vorlage, Vengeance von George Jonas. Es scheint inzwischen sicher, dass es sich bei diesem Buch nicht um die Tatsachenschilderung handelt, die das Buch zu sein vorgibt.

Aber beides sind Vorwürfe, die in gewisser Weise daneben gehen. Was genau Spielbergs Absicht war, weiß nur er allein – die Frage ob der Film die Gewalt nur einseitig schildert oder nicht, kann man diskutieren, sie ist jedoch für das Funktionieren des Filmes unwesentlich. Im Zentrum der Handlung stehen die Mossad-Agenten, ihre Jagd nach den Hintermännern und das, was ihr ‚Job‘ für sie für Auswirkungen hat. Spielberg beschäftigt sich mit denen die töten, ihren Motivationen, ihren Bedenken, ihren Ängsten und dem, was der Auftrag mit ihnen macht. In dieser Hinsicht ist München ein sehr subjektiver Film; ohne jeden Anspruch auf objektive Ausgewogenheit.
Und auch die Frage, ob es sich bei dem Gezeigten um Tatsachen handelt ist für die Kraft und das Funktionieren des Filmes zweitrangig. Es geht nicht darum, Wahrheiten aufzudecken; es geht vielmehr darum, die Legitimation des Tötens generell zu hinterfragen und die Konsequenzen solchen Handelns darzustellen.

Der Film beginnt als Politthriller, eine Agentengeschichte die spannend erzählt wird, den Zuschauer mitnimmt. Nach und nach jedoch kippt die Story; mehr und mehr verschiebt sich der Focus von der Jagd aud die Jäger. Ohne dass es der Zuschauer recht merkt, ist er – zusammen mit den Akteuren – bald gefangen in einer Situation, in der er die Dinge hinterfragen und werten muss. Die anfängliche Spannung der Story wird ersetzt durch Anspannung in und unter den Figuren, mit denen sich der Zuschauer anfangs noch weitestgehend identifizieren konnte.

Jenseits dieser ‚persönlichen‘, erschütternden Entwicklungn ist München zuletzt auch ein Statement zum aktuellen Zeitgeschehen. Wenn Avner, der Anführer des Mossad-Kommandos, in der letzten Szene verlassen und desillusioniert in New York steht, dann wird klar, wie sehr die Ereignisse von München mit den aktuellen Geschehnissen im Nahen Osten und auch mit den Terrorakten vom elften September verbunden sind.

kornecke meint:

– Superbowl XL

superbowl Von wegen unsichtbarer Sport!

Die ARD hat letzte Nach den NFL-Superbowl übertragen, den 40. (daher ganz unbescheiden auch Superbowl XL genannt). Ich hatte eigentlich nicht vor, mir das anzuschauen – meine Kenntnisse der Football-Regeln waren mehr als dürftig. Aber nachdem Zimmer frei ausgesprochen unterhaltsam geendet hatte und ich noch nicht signifikant müde war, habe ich doch reingeschaltet.

Leider war es nach dem zweiten Viertel nötig, die Übertragung von meiner Seite aus abzubrechen. Aber es ist beeindruckend, dass es eine so spannende amerikanische Sportart gibt. Die Seahawks lieferten eine ordentliche Leistung ab und waren nach zwei unglücklichen Entscheidungen der Unparteiischen im zweiten Viertel in Rückstand geraten.
So gesehen war die Entscheidung, in der Halbzeitpause das Bett aufzusuchen, gar nicht dumm – denn schon 22 Sekunden nach Beginn des dritten Viertels kamen die Steelers mit einem 75-Yards-Run(!) zum zweiten Touchdown und erhöhten auf 14:3.

Will sagen: American Football ist noch besser als Baseball. Ein wenig kann man da verstehen, dass die Amerikaner an old europe’s soccer nicht sonderlich viel finden können. Zusammen mit der ungeheuer dichten Atmosphäre, die man in der Fernsehübertragung nur erahnen konnte, muß so ein Superbowl-Finale ein ganz großartiges Ereignis sein.
Ich ergänze meine Amerika-Wishlist (bisher: Ein Mal bei der Oscar-Verleihung live dabei sein) um Ein Mal Superbowl im Stadion miterleben.